Schluss. Jetzt werde ich etwas tun - die Lebensgeschichte der Sophie Scholl by Maren Gottschalk

Schluss. Jetzt werde ich etwas tun - die Lebensgeschichte der Sophie Scholl by Maren Gottschalk

Autor:Maren Gottschalk
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Jugendroman
ISBN: 9783407744173
Herausgeber: Beltz & Gelberg
veröffentlicht: 2013-06-06T22:00:00+00:00


Dass mich nichts zwingen wird …

1941–1942

Am 6. April 1941 beginnt Sophie Scholls Arbeitsdienst im RAD-Lager Krauchenwies in der Nähe von Sigmaringen. Zusammen mit achtzig anderen jungen Frauen ist sie im Sommerschloss der Grafen von Hohenzollern untergebracht, was aber nicht bedeutet, dass die Unterkunft in irgendeiner Form luxuriös wäre. Im Gegenteil, nachts wird es in den Zehn-Bett-Zimmern so eiskalt, dass Sophie in den ersten Wochen Schwierigkeiten hat, überhaupt einzuschlafen. Glücklicherweise hat sie einen Platz im oberen Teil eines Stockbettes gefunden und bekommt vom Mäusegetrappel in der Nacht wenig mit. Neben der Kälte ist Hunger das vorherrschende Gefühl der ersten Tage.

Der Alltag im Arbeitsdienst fällt ihr schwer: »Wir leben sozusagen wie Gefangene, da nicht nur Arbeit, sondern auch Freizeit zum Dienst wird«1, schreibt Sophie nach Hause. Bevor der eigentliche Einsatz auf Bauernhöfen oder in Haushalten losgeht, müssen die jungen Frauen zwei Monate lang militärischen Drill über sich ergehen lassen: Dazu gehören das Wecken um 6 Uhr, Sport, gemeinsames Fahnenhissen, Lieder singen und weltanschaulicher Unterricht. Den ganzen Tag über und selbst nach Dienstschluss tragen sie Uniform: Brauner Wollrock und Jacke, dazu eine weiße Bluse. Am Revers steckt eine Brosche mit der Inschrift: »Deutscher Frauenarbeitsdienst – Arbeit für Dein Volk adelt Dich selbst.«

Einige der Frauen, vor allem diejenigen, die bereits in einem Beruf gearbeitet haben oder in ihren Familien wenig Freiheit genießen, fühlen sich beim RAD ein bisschen wie auf Klassenfahrt. Zwar ist die Arbeit anstrengend, aber das Zusammenleben in der Gruppe erleben die meisten als fröhlich und freundschaftlich.

Für Sophie Scholl hingegen ist es ein Kulturschock. Noch nie hat sie so lange unter fremden Menschen gelebt, die noch dazu viel weniger gebildet sind als sie selbst: »Ich bin beinahe entsetzt, unter annähernd achtzig Menschen nicht einen zu finden, der etwas Kultur hätte […] manchmal kotzt mich alles an«2, schreibt sie an Lisa. Das Kichern der Kameradinnen, ihre Witze und die Gespräche über Männer gehen ihr auf die Nerven. Sie nimmt sich vor, den RAD als Herausforderung zu sehen, an der sie wachsen kann. Vor aller Augen schlägt sie ein Buch von Thomas Mann oder Augustinus auf, und die spöttischen Bemerkungen der anderen »Arbeitsmaiden« erfüllen sie eher mit Stolz, als dass sie sich gekränkt fühlt. Ihrem Bruder Hans schreibt Sophie, sie habe sich ein dickes Fell zugelegt, »an dem alles abläuft, was ablaufen soll. Wenigstens so ziemlich alles.«3 Manchmal verstopfe sie sich die Ohren, um die Gespräche der anderen nicht hören zu müssen.

Der Arbeitsdienst wird für Sophie Scholl auch zu einer Zeit der Klärung. Vieles, was ihr vorher nur vage bewusst gewesen ist, drängt jetzt nach außen und findet in Tagebuchnotizen oder Briefen Ausdruck. Vier Themen sind es, die sie besonders intensiv beschäftigen: ihr eigener Charakter, ihr Verhältnis zu Fritz Hartnagel, ihre Haltung zum Regime der Nationalsozialisten und ihr Glaube.

Da sie in Krauchenwies keine vertrauten Gesprächspartner um sich hat, analysiert Sophie ihren Alltag im Tagebuch. Dabei wird eine neue Seite sichtbar: schonungslose Selbstkritik. Sie beobachtet sich selbst dabei, wie sie oberflächlichen Gesprächen ausweicht, und verachtet sich dafür, als klug gelten zu wollen: »Ich erwische mich immer wieder bei kleinen Prahlereien.



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